Vor vielen Wochen veröffentlichte Griselda von machwerk ein Machwerk: "Ein 12-Bahnenkleid mit viereckigem Ausschnitt" Ein wunderbares Übergangskleid - bei ihr.
Nun bin ich ja eigentlich kein Kleiderfan, aber dieses löste dann doch bei mir den 'Haben-Will-Reflex' aus. Aber bitte wieder als Sommerversion!
Und so begab es sich, daß just, als die Burda 06/2013 ins Haus flatterte, ich mich an meine Schneidematte setzte und ein 12-Bahnenkleid mit viereckigem Ausschnitt aus der Burda 06/2003 herauskopierte. Ja, 10 Jahre.
Wieso das Ding 10 Jahre in meinem Schrank schlummern mußte? Weil das Original nicht mein Geschmack war. Aber Frau Machwerk hat den richtigen Weg für dieses Kleid aufgezeigt:
- sie hat die assymmetrischen Godets (die mich auch gestört haben) einfach über Bord geworfen
- die Rockbahnen nach ihrem Geschmack einfach ohne Godets verbreitert
- Paspeln in den Nähten versenkt
- Nahttaschen eingebaut
- einen stabileren Stoff verwendet
Also eine ganze Menge Änderungen. Aber ganz nach meinem Geschmack. So ein Kleid will ich auch! Diesen Sommer.
Ich habe ein wenig mit ihr gemailt, was sie im Detail alles geändert hat. Das hat mir viel geholfen.
Bei so vielen Dingen die schief gehen können, habe ich ausnahmsweise den Schulweg genommen: erst ein Probekleid um das korrekte Schnittmuster für mich zu erarbeiten.
Als Material fürs Probekleid habe ich (DEKADENZ!!) eine Bourette-Seide gewählt. Aber im Nachhinein muß ich sage, daß es sich sehr angenehm damit gearbeitet hat. Es war eine gute Idee.
Also habe ich Schnittmuster kopiert, Schnittmuster angepasst, Stoff zugeschnitten, Stoff geheftet bzw. mit groben Stichen zusammengenäht, anprobiert.
Passt nicht. War klar. Aber was muß ich jetzt tun, damit es passend wird?
Bei den Hobbyschneiderinnen habe ich Hilfe bekommen.
Also habe ich getrennt, neu geheftet, anprobiert, getrennt, geheftet, anprobiert.... bis ich mit dem Ergebnis zufrieden war. Und meine (wohlwollenden) Kritikerinnen auch.
Jetzt kommt das 'richtige' Kleid dran. Bis zum Sommeranfang (meteorologisch schaffe ich nicht, aber kalendarisch könnte klappen) will ich fertig werden.
Material nachbestellen, Stoff zuschneiden, gefühlte 3km Paspelband herstellen, Unterkleid zuschneiden und schon einmal zusammennähen. Paspelband an den Nähten fixieren, zusammennähen, Nähte versäubern, Ärmel einnähen, Nähte auftrennen, neu nähen, Unterkleid am Oberkleid befestigen, Belege mit der Hand annähen... immer, wenn die Kinder geschlafen haben ein klein wenig weiter.
Und in der Zwischenzeit war es Mitte Juni.
Der örtliche Verein der freiwilligen Feuerwehr hat das Sonnwendfeuer aufgeschichtet und zum großen Feuerabend geladen. Und mein Kleid war bis auf die Säume und ein paar Kleinigkeiten fertig. Aber mit Kindern im Haus weiß man nie, wann man den nächsten Stich machen darf.
Am frühen Abend waren wir mit den Kindern schon mal am Platz, haben Abend gegessen, die Sonne genossen und gefragt, wann 'gezündet' werden soll. Dann sind wir heim, die Kinder ins Bett bringen. Die lieben Kleinen haben dankenswerter Weise recht bald geschlafen haben. So konnte ich mich wieder an mein Kleid setzen.
Und während sie draußen gegen das nasse Holz gekämpft haben, habe ich drinnen gegen die Zeit gekämpft.
Ich wollte fertig werden. Schließlich macht ein Sommerkleid nur im Sommer Sinn. UND ich wollte noch etwas vom Sonnwendfeuer sehen!
Als sie das Feuer zünden wollten, war ich fast damit fertig den letzten Saum festzustecken, damit ich ihn umnähen konnte. Nur noch 40cm. Und dann habe ich ihn umgenäht und die Zeit lief und der Saum wurde länger und länger und wollte kein Ende nehmen. Aber aufhören kam nicht in Frage. Jetzt! Fertig werden! (ein paar Kleinigkeiten wie Fäden verstechen, kleinere Handstiche als Korrekturen setzen, waschen, bügeln... darf für morgen bleiben)
Gut 30 Minuten, nachdem das Feuer brennen sollte, war ich fertig. Ich habe alles hingeschmissen, mir mein Radl geschnappt und bin los! Die Kamera blieb dabei leider zu Hause. Ich wollte wenigsten noch ein paar Glutreste sehen!
Schon von Weitem habe ich geschaut. Nichts. Man hätte es eigentlich sehen müssen. Mir kommen viele Leute entgegen, zumeist mit Kindern. Ich bin trotzdem bis hin gefahren.
Der Holzstoß stand noch genauso da, wie am frühen Abend. Nur ein paar kleine Flämmchen züngelten lustlos vor sich hin. Zu nass zum brennen. Viele Zuschauer (gerade mit Kindern) sind gegangen, weil es zu spät wurde. Die Jungs von der freiwilligen Feuerwehr (Veranstalter) bemühten sich, das Ding doch noch anzubekommen. Aber nasses Holz muss nun mal trocknen, bevor es brennen kann und mit Feuerzeugen wird das nix. Auch der herbeigeholte Flammenwerfer brachte nur marginale Verbesserung. Und sie wären nicht die Feuerwehr, wenn sie nicht auch zündeln könnten. Sie haben den großen Hammer (=Benzinkanister) ausgepackt und der Geschichte Feuer unterm A....llerwertesten gemacht.
Und dann brannte es! Fast, als hätte es nur gewartet, bis auch ich endlich da bin. Funken sind hinter uns auf die benachbarte Wiese geflogen (nur gut, daß die zu nass war zum brennen), es wurde fast unerträglich heiß... traumhaft. Nach einer guten halben Stunde war es dann auch fast vorbei (Brandbeschleuniger halt). Jedenfalls bin ich zufrieden nach Hause geradelt.
Mein erstes Sonnwendfeuer.
Der Volksmund sagt, daß diese Nächte etwas Besonderes seien und deswegen bekommt dieses Kleid auch einen Namen: Mein Sonnwendkleid.
In Action:
Ich hoffe, es bringt mir Glück und ich werde es viel und gerne tragen.
Eure
neko
For the records:
Schnittmuster: Burda 06/2003 Modell 128
Änderungen:
- Godets
- Länge
+ ausgestellte Rockbahnen
+ Paspeln
+ Nahttaschen
+ komplettes Unterkleid (ein Futter war im Original auch vorgesehen)
Verwendetes Material:
Oberstoff: Viskose (100g/qm)
Paspeln: Viskose (100g/qm) in grün
Unterkleid: Jaquard-Jersey (39 % Polyester, 51 % Meryl Micro, 10 % Elasthan) wird angeblich bei Sportbekleidung verwendet
Garn: Overlockgarne (50/2, Golden Thread 40/2, Aman Trojalock 120), weil es schön leicht ist
Verschluß: nahtverdeckter Reißverschluß
Und ein paar Detailfotos:
Das ist ein großartiges Kleid geworden und ich freu mich, dass dir die Näherei so sichtlich viel Spaß gemacht hat.
Es steht dir richtig gut!
Auch wenn das mit der Sonne in Jahr 2013 nix mehr werden sollte, das Bahnenkleid ist so zeitlos schön, du wirst es viele Jahre anziehen.
Bis es auseinander fällt.
Und dann hast du ja den Schnitt und nähst dir einfach ein neues
Ich sehe das so ähnlich. Wenn nicht diesen Sommer, dann trage ich es nächsten Sommer und den Schnitt habe ich auch noch.
Den muß ich jetzt nur sehr sorgfältig aufheben. Dann kann ich mir so viele Sommerkleider daraus nähen, wie ich tragen kann.
LG
neko